5. Juli 2017, 08:07 Uhr von Mirjam Fassold
Birdies mit High Fives
Ein Pro und drei Amateure sind der perfekte Mix, im Team werden Erfolgserlebnisse auf dem Platz zelebriert
Eine Einladung zum ProAm ist für Amateurgolfer ein Highlight, ganz besonders, wenn sie nach Bad Ragaz führt. Auch 2017 finden am 5. und 6. Juli vorgängig zum 21. Swiss Seniors Open ProAm-Turniere statt, über die nicht nur die geladenen Amateure freuen, sondern auch die Professionals der European Senior Tour. Turnierbotschafter André Bossert ist einer von ihnen: «Am ProAm zu spielen gibt mir die Chance, spannende Menschen kennenzulernen.»
«Man startet an Tee 1 als Fremde und erreicht Green 18 als Freunde», erklärt der Schweizer Hobbygolfer Ernst Walter die Faszination eines ProAm-Turniers. Die Aussage trifft es auf den Punkt. Ein Pro und drei Amateure, mehr oder weniger zufällig zu einem Team zusammengeführt, kämpfen gemeinsam um Sieg und Ehre und lernen sich in sportlich-entspannter Atmosphäre kennen. Sie netzwerken. Aber nur nebenbei. Im Vordergrund steht der sportliche Wettkampf – oder vielleicht doch mehr das Gemeinschaftserlebnis? «Bei ProAms geht es in erster Linie darum, Spass zu haben. Das zeigt sich auch darin, wie Erfolgserlebnisse zelebriert werden. Nie hört man auf den Grüns so viele Jubelschreie wie bei ProAms», sagt Andre Bossert. Der Schweizer zählt zu den Top Ten der European Senior Tour, seit 2016 ist er Golfbotschafter des Grand Resort Bad Ragaz sowie der Swiss Senior Open. «Bossy» hat sein Leben auf professionellen Golftouren verbracht, ProAms sind ein fixer Bestandteil seines beruflichen Alltags. «Ein sehr schöner und meist angenehmer Teil meines Berufs, auch wenn es lange Arbeitstage sind – fünf Stunden auf dem Platz, vor und nach der Runde für die Mitspieler da sein und am Abend das Dinner.» Zeit, die ein Tourspieler den Amateuren, sprich den Gasten des Sponsors, schenkt. Gerne schenkt. «Ein ProAm ist keine Proberunde», sagt Bossert. Zwar könne man sich dabei den Platz anschauen, aber der Fokus müsse darauf liegen, den Amateuren ein gutes Erlebnis zu verschaffen. Denn: Ohne glückliche ProAm-Gäste keine Sponsoren, ohne Sponsoren kein Turnier.
Tipps vom und für den Pro
Auch innerhalb eines ProAm-Teams findet ein gegenseitiges Geben und Nehmen statt. «Ich habe bei solchen Turnieren viele interessante Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Und ich habe auch meine Fragen, wenn ich mit einem Wirtschaftsführer im Flight spiele», sagt Bossert lachend. Es kann also durchaus sein, dass sich der Pro bei einem Amateur einen Tipp holt. Denn ProAm-Gäste sind meist erfolgreiche Menschen aus Wirtschaft, Sport und Unterhaltung, die ein interessantes Leben und viel zu erzählen sowie Fachwissen in Golf-fremden Bereichen haben.

Auf dem Platz aber legt der Pro die Strategie fürs Team zurecht und gibt Tipps, um besser zu scoren und dadurch mehr Freude am Spiel zu haben. Ratschläge von Tourprofessionals bleiben Hobbygolfern nachhaltig in Erinnerung, wie die Beispiele ehemaliger ProAm-Mitspieler früherer Bad-Ragaz-Sieger beweisen. «Die Pros helfen beim Lesen jeder Puttlinie», weiss Maximilian Helletzgruber, ambitionierter Hobbygolfer vom GC Heidiland. Sein Team mit Pro Peter Fowler (Bad-Ragaz-Sieger 2011) gewann eines der beiden Swiss-Seniors-Open-ProAms 2015. Der Australier habe ihm darüber hinaus wertvolle Ratschläge gegeben, um sein Putting generell zu verbessern, so Helletzgruber. Auch der deutsche Amateur Erik Neumann ist voll des Lobes über Fowler: «Seine Einstellung und Pre-Shot-Routine inspirieren mich und die Schwungtipps haben Wirkung gezeigt.» Tipps von einem Bad-Ragaz- Sieger, nämlich Rick Gibson (2014), hat auch der St. Galler Hobbygolfer Jean-Marc Grand bekommen: «Diejenigen fürs Spiel auf dem Grün waren sehr wertvoll, mein Putting hat sich nachhaltig verbessert.»

Einen guten Job bei ProAms macht auch Maurice Bembridge. Der viermalige Ryder-Cup-Spieler und ehemalige Rekordhalter in Augusta National ist mittlerweile über 70 Jahre alt, seine präzisen Schlage beeindrucken aber noch immer. Darüber hinaus ist er ein erfahrener Golflehrer mit Fingerspitzengefühl. «Ich werde nie vergessen, wie mir Maurice bei meinem zweiten ProAm mitten im Turnier auf dem Platz Golfunterricht erteilt hat», sagt Ernst Walter.

Die Nähe zu den Stars ist reizvoll, gesteht auch der Zürcher Amateur Tomas Drobny: «Mein erstes ProAm spielte ich Ende der Achtzigerjahre in Crans. Ich war als Lückenbüsser nachgerückt und golferisch noch ein ziemliches Greenhorn, beim Blick auf die Startliste dachte ich, man wolle mich hochnehmen: Da standen Namen wie Severiano Ballesteros, Sandy Lyle und Bernhard Langer!» Gespielt habe er dann im Team von Philip Walton – dieser ehemalige Ryder-Cup-Spieler ist seit 2012 regelmässig in Bad Ragaz am Start.
Mehr als nur gutes Golf
ProAms sind auf allen Profi-Golftouren fixer Bestandteil eines jeden Tour-Events. Trotzdem sind sich alle – ProAm-erfahrene Amateure inklusive – einig: Bad Ragaz ist einizigartig! Nicht nur des gepflegten Parcours mit dem alten Baumbestand wegen. Die Swiss-Seniors-Open-ProAms sind Genuss pur: «Frische Früchte an Abschlag 3, Scampi und Risotto im Halfway-House, es ist wirklich ein Privileg, hier dabei sein zu dürfen», sagt André Bossert. Auch die Galadiners im Kursaal seien ein Highlight – sagt mit André Bossert einer, der normalerweise eine Fitnesseinheit im Kraftraum einem abendlichen Mehrgänger mit Weinbegleitung vorzieht. Die geladenen Amateure teilen die Einschätzung der Pros. Erik Neumann reist jeweils aus Deutschland an. Die ProAm-Einladung nach Bad Ragaz ist die einzige im Jahr, die er annimmt: «Es ist eines der gastfreundlichsten und atmosphärischsten Golfevents überhaupt, eingebettet in eine grossartige Landschaft und ein ebensolches Resort, geprägt von perfekter Gastfreundschaft.»

