Der Turniersieg als Entschädigung – für die Caddie-Dienste

Jean-François Remésy, südfranzösischer Professional, strebt seinen zweiten Sieg in Serie am Swiss Seniors Open an. Willkommenen Support bekommt er aus der Schweiz: André Zillig aus dem zürcherischen Pfaffhausen, ist Remésys Caddie – und mittlerweile nicht nur dies.

An drei Bad Ragazer Turnieren in Folge war André Zillig an der Tasche des früheren irischen Ryder-Cup-Spielers Philip Walton, der ab 2016 einen Profi-Caddie beschäftigte. In Waltons letzter Runde machte Zillig Bekanntschaft mit Remésy. Der Franzose ist wie Walton kein unbeschriebenes Blatt. In seiner besten Zeit gewann er auf der PGA European Tour 2004 und 2005 das traditionsreiche Open de France im Golf National in Paris. In den letzten 45 Jahren haben nur drei andere Spieler dieses Double geschafft, allesamt keine Namenlosen: Severiano Ballesteros, Nick Faldo und zuletzt der nordirische US-Open-Sieger Graeme McDowell.

 

Remésy war sehr einverstanden, als André Zillig angefragt hatte, ob er ihn künftig am Schweizer Turnier als Caddie begleiten dürfte. 2017 wurde noch nichts aus der inoffiziellen Zusammenarbeit, denn Remésy konnte wegen einer Fingerverletzung nicht starten. Für das letztjährige Turnier, das 22. in der Geschichte des Swiss Seniors Open, klappte es hingegen. Remésy erkundigte sich vorgängig nach dem Honorar, das der Caddie einfordern werde. André Zillig hatte eine besondere Antwort parat: Nicht Geld solle das Honorar sein, sondern der Turniersieg. Und so kam es: Remésy errang seinen ersten Tour-Sieg seit 13 Jahren, mit freundlicher Unterstützung aus dem Züribiet. Nach dem Erfolg fragte Remésy, vielleicht mit etwas schlechtem Gewissen, nach: «Sag doch jetzt, was ich dir schuldig bin.» Die Antwort: «Du hast mich schon bezahlt, mit dem Sieg. So war es abgemacht.» So beginnen gute Freundschaften.

Die fruchtbare Zusammenarbeit ging weiter. Die beiden trafen sich im Oktober 2018 ebenfalls auf der europäischen Senioren-Tour zur Legends Championship im Golf La Boulie bei Versailles. Hier nahm Zillig nicht mehr nur die Funktion des Caddies wahr. Er war jetzt auch Motivator und eine Art Mentalcoach. Über dem Bett in Remésys Hotelzimmer hängte er Bilder aus der besten Zeit des Spielers auf: Jubel- und Pokalbilder vom Golf National und andere. Die Wirkung schien nicht auszubleiben, denn an der Legends Championship liess sich Remésy nur gerade vom Schotten Gary Orr bezwingen.

Team Remésy/Zillig

In dieser Woche also ist das Team Remésy/Zillig (oder Zillig/Remésy) erneut am Start. Und Zillig übt noch eine Funktion mehr aus: Er ist in gewisser Weise der Teilzeit-Manager von Remésy. Zillig kümmert sich, wenn es nötig ist, um Turnierpläne, Startzeiten, Transporte, Hotelreservationen und anderes. «Es ist am besten, wenn sich der Spieler ganz auf sein Spiel konzentrieren kann.» André Zillig hat sich auch Fachliteratur beschafft. Damit will er herausfinden, wie er sich für den Professional am besten nützlich machen kann.


 

Wenn die Zusammenarbeit abermals derart tadellos funktioniert, werden Woosnam, Lane und Bossert möglicherweise auch in dieser Woche nicht viel zu lachen haben.

André Zillig, beruflich im IT-Business tätig, ist polysportiv. Er war Fussballjunior bei GC – auch heute noch ist er überzeugter Anhänger der Hoppers, auch wenn er in diesen Zeiten leiden muss. Tennis, Ski und Mountainbike nehmen heute in seinem Leben ebenso grosse Rollen ein wie Golf. Das Handicap bewegt sich um die 16, es stand aber auch schon bei 11 und etwas. Was «Jeff» Remésys Betreuung betrifft, ist André Zillig eventuell schon ein Single-Handicapper.

 

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