«Die Pflichten eines Titelverteidigers nehme ich gerne wahr»

Als Titelverteidiger nach Bad Ragaz zurückzukehren, ist etwas Besonderes. Diese Erfahrung macht der Engländer Philip Golding in diesen Tagen. Wir haben mit ihm über seine Erinnerungen an den Sieg im Vorjahr und die Vorfreude aufs Swiss Seniors Open 2018 gesprochen.

Sie haben fünfmal das Swiss Seniors Open in Bad Ragaz gespielt – und jedes dieser fünf Turniere in den Top-11 beendet. 2015 waren Sie Zweiter, 2017 haben Sie in einem dramatischen Finale den Sieg geholt. Sie haben also bestimmt beste Erinnerungen an Bad Ragaz. Was mögen Sie an diesem Ort und Turnier besonders?

Stimmt, wenn man sich meine Resultate bei diesem Turnier in den letzten Jahren anschaut, gekrönt vom Sieg im Vorjahr, dann muss ich es einfach lieben, nach Bad Ragaz zu kommen. (lacht) Wie wir alle wissen, ist der Parcours in Bad Ragaz nicht sehr lang, er kommt Spielern entgegen, die den Ball sowohl von links nach rechts wie auch in die andere Richtung fliegen lassen können – nicht nur vom Tee, sondern auch beim Schlag ins Grün. Wenn ich die Turniere in Bad Ragaz Revue passieren lasse, waren diese immer von einer wundervollen Atmosphäre geprägt, welche Clubmitglieder, Ralph Polligkeit als OK-Präsidenten wie auch alle Helfer und die Spieler verbunden hat. Und dies von meinem ersten Antreten in Bad Ragaz 2013 an.

Erinnern Sie sich an Ihre Gefühle und Gedanken auf der letzten Spielbahn am Finaltag 2017 in Bad Ragaz?

Es gab am Sonntagnachmittag einen Unterbruch wegen eines heftigen Gewitters mit starkem Regen. Alle Spieler, Zuschauer und Helfer waren für über eine halbe Stunde im Clubhaus versammelt und warteten, bis es weitergehen konnte. Und jeder hatte den aktuellen Stand auf dem Leaderboard im Kopf, als er wieder raus auf den Platz ging. Für mich nichts Ungewöhnliches, da ich immer froh bin, wenn ich während der Runde einen Blick aufs Leaderboard erhaschen kann. Als ich dann auf die 18 kam, war mir klar, dass ich eine realistische Chance auf den Sieg hatte, mir war aber ebenso bewusst, dass ich nur zwei Dinge kontrollieren kann: mein eigenes Spiel und meine eigenen Emotionen. Da war ja nicht nur Clark Dennis, der noch gewinnen konnte, sondern mit ihm im Flight auch Mark Mouland, und zudem der eine oder andere Spieler in den Flights hinter mir. Auf der 18 habe ich einen guten Schlag vom Tee gemacht, mein zweiter Schlag war dann eher schwach, ich hatte noch einen langen Weg übers Grün zu Loch. Es ist mir gelungen, die 18 mit einem 2-Putt zu beenden, wobei der Par-Putt tricky gewesen ist. Danach ging ich zum Scoring, um meine Karte zu unterschreiben. Deshab konnte ich auch nicht sehen, was mit Dennis’ Ball beim Schlag ins Grün passierte, ich habe es nur über Funk mitbekommen. So bitter es für ihn ist: Das ist Golf. Es kann auch auf dem letzten Loch ein Missgeschick passieren. Das ist auch mir schon passiert, und es passiert immer wieder – auch den besten Spielern der Welt.

Sie hatten 2017 eine grossartige Saison mit zwei Siegen auf der Staysure Tour – beim Swiss Seniors Open in Bad Ragaz und dem Travis Perkins Master zu Hause in England. Zudem beendeten Sie die Saison als Vierter der Order of Merit. Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Nun, 2017 war definitiv mein bislang bestes Jahr auf der Tour – zwei Siege, das ist toll. Der Schlüssel zum Erfolg liegt beim Golf mit Bestimmtheit – auch – auf den Grüns: Um zu gewinnen muss der Putter heiss sein, die Putts müssen fallen, und man braucht auch ein wenig Glück. Was dabei hilft: in der Vorbereitung hart an sich selbst und an seinem Spiel zu arbeiten und den Platz gut kennenzulernen.

Sie sind 55 Jahre alt, jedes Jahr rücken «jüngere» Spieler auf die Staysure Tour nach. Wie hart arbeiten Sie an Ihrer Fitness und an Ihrem Golfschwung, um mit diesen jüngeren Pros weiterhin mithalten zu können?

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich 2012 bei der French Open auf der European Tour gespielt habe und dabei der älteste Spieler im Feld gewesen bin – und einige Wochen später war ich bei The Senior Open in Turnberry der jüngste Spieler im Feld. (lacht) Um auf der Staysure Tour «jung» zu bleiben, gehe ich beinahe täglich ins Gym und absolviere ein individuell auf meine Bedürfnisse abgestimmtes Programm an Übungen; dabei setze ich jeweils auch die «Superspeed speed sticks» ein, mit denen ich meine Schwunggeschwindigkeit trainieren kann. Darüber hinaus arbeite ich natürlich konsequent und regelmässig an meinem Golfspiel.

2018 ist Ihre sechste Saison auf der Staysure Tour. Wenn Sie die letzten fünf Jahre überblicken, wie hat sich die Tour in dieser Zeit verändert?

Die sechste Saison… wahrlich, die Zeit rast! Die grösste Veränderung in den letzten fünf Jahren war die Reduzierung des Teilnehmerfelds von 72 auf 54 Spieler – und die Tatsache, dass wir mittlerweile über die Hälfte der Turniere im Alliance-ProAm-Format spielen. Wenn ich meinen Blick in die Zukunft richte, bin ich überzeugt, dass die Tour mit ihrem neuen Titelsponsor «StaySure» grossartige Aussichten hat. Auch, weil durch die Verpflichtung des Titelsponsors ein zusätzliches Turnier, die StaySure PGA Championship, ins Leben gerufen wird. David MacLaren, der Direktor unserer Tour, und sein Team haben auch diesbezüglich einen sehr guten Job gemacht.

Sie kehren 2018 als Titelverteidiger nach Bad Ragaz zurück. Wie fühlt sich das an?

Jeder Spieler, der ein Turnier gewonnen hat und ein Jahr später zur Titelverteidigung zurückkehren darf, ist in einem solchen Moment sehr aufgeregt. Auf einen Titelverteidiger warten immer auch einige zusätzliche «Verpflichtungen», und auf ihm liegen höhere Erwartungen, aber das nimmt man noch so gerne auf sich. (lacht)

Mit welchen Erwartungen treten Sie zum Swiss Seniors Open 2018 an?

Die Erwartungen sind bei jedem Turnier die gleichen – ich will am Sonntagnachmittag «im Mix» sein, sprich zu den Spielern gehören, die den Sieg unter sich ausmachen

Das Swiss Seniors Open wird 2018 erstmals im Alliance-ProAm-Format gespielt. Was halten Sie von diesem Format?

Um ganz ehrlich zu sein, wenn es nur nach den Wünschen der Professionals ginge, würden wir wohl jedes Turnier in dem Format spielen, wie das Swiss Seniors Open die ersten 21 Male gespielt worden ist: Strokeplay und nur Professionals im Flight. Das ist es, was wir uns in der Vergangenheit gewohnt waren. Aber wir Tour Professionals sehen auch, dass sich die Zeiten ändern und dass der Markt – sprich die Sponsoren –, nach neuen Formaten und Möglichkeiten verlangen. Das Swiss Seniors Open hätte wohl ohne den Formatwechsel wichtige Sponsoren verloren, insofern kann ich als Spieler mehr als nur nachvollziehen, dass Ralph Polligkeit als Organisator diesen Weg gewählt hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dieses neue Format auch in Bad Ragaz Erfolg haben wird. Die Tourspieler gewöhnen sich immer besser daran und die Amateure werden es lieben.

Der Parcours des GC Bad Ragaz liegt Ihnen. Wie schätzen Sie ihn im Vergleich zu anderen Tourplätzen ein?

Der Golfplatz in Bad Ragaz ist ziemlich einzigartig. Er ist nicht lang, aber es gibt einige schwierige Stellen und einige Balllagen, die sehr ungemütlich sein können. Ausserdem muss man bei manchen Spielbahnen respektvoll und überlegt an die Sache herangehen. Handkehrum bietet der Parcours aber auch zahlreiche Möglichkeiten – und über drei Tage gesehen auch viele Birdiechancen. Aber auch hier gilt: Man muss gut putten, um am Sonntag die Hand nach dem Kristallpokal ausstrecken zu können.

Kommt das Layout des Parcours von Bad Ragaz Ihrem Spiel entgegen?

In Bad Ragaz muss man den Ball «shapen» können – und ich liebe es, denn Ball zu «shapen». Nachdem ich letztes Jahr in Bad Ragaz gewonnen habe, darf ich zumindest behaupten, dass mir dieser Parcours gefällt. (lacht)

Zur Medienmitteilung: Philip Golding gewinnt 21. Swiss Seniors Open

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