Heimspiel für einen Wiener

Am Donnerstag feiert Österreichs erster European-Tour-Sieger Markus «Maudi» Brier in Bad Ragaz seinen 50. Geburtstag. Am Freitag startet er beim Swiss Seniors Open erstmals auf der Staysure Tour. Warum Bad Ragaz für ihn fast ein «Heimspiel» wird, verrät er im Gespräch.

Sie feiern am 5. Juli Ihren 50. Geburtstag, am 6. Juli wird die erste Runde des Swiss Seniors Open 2018 gespielt. Es wird Ihr erster Auftritt auf der Staysure Tour sein. Wie gross ist die Vorfreude?

Sehr gross. Das Vorhaben Seniorentour läuft bei mir schon seit gut zwei Jahren – und je näher mein erstes Turnier auf der Staysure Tour rückt, desto grösser wird die Vorfreude darauf, dass es endlich losgeht.

Sie sind Österreicher und leben in Wien – wie sehr kann das Turnier in der Ostschweiz für Sie als Heimturnier gelten?

Die Ostschweiz und Westösterreich sind Nachbarn, der Turnierort Bad Ragaz ist nicht weit von Vorarlberg entfernt. Ich hoffe einige Fans in der Umgebung von Bad Ragaz zu haben, die mich wieder einmal spielen sehen wollen. Dass mein erstes Turnier «fast um die Ecke» stattfindet, finde ich grossartig – in der Schweiz habe ich mich immer schon wohl gefühlt.

Sie haben im November 2013 den vorläufigen Rücktritt als Playing Professional gegeben. Nun wollen Sie es mit 50 nochmals wissen. Wie haben Sie sich auf diese zweite Karriere vorbereitet?

Der Gedanke, auch auf der Senior Tour zu spielen, war immer schon in meinem Hinterkopf. Als ich Profi wurde, war mir aber klar, dass ich sicher nicht bis ins Seniorenalter als Playing Professional durchspielen, sondern vor dem Wechsel auf die Ü-50-Tour eine Pause vom Turniergolf einlegen werde. Genau das hat sich jetzt ergeben. Auch aus gesundheitlichen Gründen war die Pause notwendig. Im November 2015 habe ich in beiden Schultern einen kleinen Eingriff machen lassen müssen, um wieder voll trainieren zu können. Seit der Rehabilitation läuft die Vorbereitung auf die Seniorentour: zuerst mit leichtem Körpertraining und bald schon wieder vermehrt mit Golfspielen. Im November 2016 war ich bei der Qualifying School zur European Tour startberechtigt, zu dem Zeitpunkt aber auf ein solch wichtiges und hartes Turnier eindeutig nicht gut genug vorbereitet. Trotzdem war die Q-School 2016 eine wichtige Erfahrung – sie war ein Weckruf an mich, intensiver in meine Fitness zu investieren. Das mache ich seit dem Winter 2016/17 nun konsequent. Seit Anfang 2017 versuche ich zudem wieder ein regelmässiges Golftraining zu absolvieren – soweit dies meine anderen Aufgaben zulassen, ich bin ja auch noch Coach beim Österreichischen Golfverband ÖGV.

Premiere

Markus Brier startet beim Swiss Seniors Open erstmals auf der Staysure Tour. Er feiert am 5. Juli 2018 seinen 50. Geburtstag - am 6. Juli wird die erste Runde des Swiss Seniors Open 2018 gespielt. 


Mit welchen Erwartungen kommen Sie auf die Staysure Tour?

Das Wort «Erwartungen» habe ich längst schon aus meinem Wortschatz gestrichen. Ich habe Ziele. Ein solches lautet: Turniersiege; selbst wenn ich diese vielleicht nicht gleich im ersten Jahr auf der Seniorentour erwarten kann. Ein anderes Ziel ist eine gute Platzierung in der Order of Merit. Mit einer Top-5-Klassierung am Ende der Saison würde ich im folgenden Jahr Einladungen zu den Majors bzw. für Turniere auf der US Champions Tour bekommen. Im Hinblick auf mein erstes Turnier auf der Staysure Tour, lautet mein Ziel fürs Swiss Seniors Open gleich, wie bei jedem anderen Turnier auch: möglichst viele gute Schläge machen, dann ergibt sich das Resultat von selbst.

Sie haben sicher bereits einiges über das Swiss Seniors Open gehört. Worauf freuen Sie sich am meisten, bzw. worauf sind Sie am meisten gespannt?

Den Platz lerne ich am heutigen Mittwoch im ProAm erst kennen; ich habe aber schon gehört, dass er meinem Spiel entgegenkommen dürfte – er soll eng, tricky und nicht allzu lang sein. Und die klimatischen Verhältnisse dürften ähnlich sein wie in Österreich. Ich freue mich auf Bad Ragaz – und darauf, alte Freunde wiederzusehen. Das wird schön und bestimmt auch lustig. Das Aufregendste aber ist die Spannung, endlich wieder bei einem «richtigen» Turnier mitzuspielen.

Als zweifacher Sieger auf der European Tour haben Sie in der ersten Senioren-Saison einen fixen Startplatz auf der Staysure Tour. Geht es für Sie vorerst darum, die Spielberechtigung für 2019 zu sichern, oder liebäugeln Sie mit der US Champions Tour?

Die Spielberechtigung habe ich aufgrund meines Karrierepreisgeldes auch für die folgenden Jahre, da brauche ich Gott sei Dank nicht darüber nachzudenken. Ausserdem gehen meine Ziele ein bisschen weiter. Die Champions Tour ist natürlich ein Thema, aber das ergibt sich aus meinen Resultaten.

Das Swiss Seniors Open wird erstmals in neuem Format als Alliance-ProAm gespielt. Für kompetitive Amateure sicher eine grossartige Chance sich unter echten Tour-Bedingungen mit renommierten Playing Professionals zu messen. Wie sehen Sie als Tourspieler dieses Format?

Das Format finde ich gut, da es dadurch im Flight ein bisschen lockerer zugeht. Für die Amateure ist das natürlich eine riesige Chance, einmal mit Topprofis zu spielen. Wenn sie es nicht zu ernst nehmen, können sie es auch geniessen. Auf der European Tour gibt es ähnliche Events, die waren immer sehr angenehm zu spielen und mit guten Amateuren besetzt.

Zu den Bildern ProAm

Die Schweiz ist für Sie ein gutes Pflaster. 1994 haben Sie die Swiss Amateur Open gewonnen, 2013 den Show-Event Zurich Open, ein ProAm notabene. Liegen Ihnen solche ProAms?

Wie gesagt, ich fühle mich immer wohl in der Schweiz. Die Zurich Open war ein tolles Event und die Amateure wirklich sehr gut. Das gleiche gilt für die Rolex-Trophy, die ich auf der Challenge Tour gespielt habe, auch dort war die Einstellung der Amateure immer toll.

Auch auf der European Tour konnten Sie beim Swiss Open/European Masters zweimal ganz vorne mitspielen. 2000 und 2001 belegten Sie in Crans jeweils Rang 13 – liegen Ihnen die Schweizer Golfplätze?

Die meisten Schweizer Golfplätze liegen mir tatsächlich, da die Verhältnisse – sprich Gras, Wetter, Höhenlage – ähnlich sind wie bei uns in Österreich. Generell kann ich sagen, dass mir eher kurze, enge Plätze mit schwierigen Grüns, wie dies in Crans-sur-Sierre und Lausanne der Fall ist, liegen. Bad Ragaz soll auch in diese Richtung gehen, also beste Voraussetzungen für mich beim Swiss Seniors Open 2018!

Sie arbeiten seit 2014 als Players Coach für den Österreichischen Golfverband. Der Nachwuchs kann sicher von Ihnen profitieren. Hat auch Ihr eigenes Spiel von dieser Zusammenarbeit profitiert, bzw. haben Sie sich von den jungen Spielern inspirieren lassen?

Es war und ist sehr interessant als Coach auf der anderen Seite zu stehen. Vor allem was Course Management, Taktik, Vorbereitung etc. angeht, kann ich bei der Arbeit mit den jungen ÖGV-Spielern doch noch etwas einbringen. Die jungen Spieler sind im Vergleich zu mir, respektive zu meiner Spielergeneration generell, athletischer und schlagen den Ball weiter; adurch lerne ich in der Arbeit mit ihnen auch für mein Spiel neue Perspektiven kennen. Auf der theoretischen Seite habe ich von meinen Trainerkollegen viel Neues erfahren – ob das für mein eigenes Spiel gut ist, werden wir sehen… (lacht)

In welchem Ausmass üben Sie diesen Coaching-Job nach wie vor aus? Lassen sich Staysure Tour und ÖGV-Mandat aneinander vorbeibringen?

2018 ist das gar kein Problem, da ich erst im Juli in die Staysure Tour einsteige. Es ist geplant die Zusammenarbeit mit dem ÖGV weiterzuführen. Selbst bei 19 Saisonturnieren auf der Staysure Tour lassen sich die anderen Aufgaben eines Playing Professionals – sprich Training, Sponsorentermine und dergleichen –, zeitlich auch noch mit einem Mandat als ÖGV-Coach vereinbaren. Die grösste Herausforderung ist dann die Terminorganisation.

Die Senior Tour hat einen Titelsponsor bekommen und heisst neu Staysure Tour, zudem figurieren 2018 fünf Turniere mehr im Kalender als im Vorjahr. Das entspricht einer Zunahme um ein Drittel. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Tour?

Sehr positiv. Vor ein paar Jahren waren es nur elf Turniere; so gesehen bin ich gerade rechtzeitig 50 geworden, um den Aufschwung der Staysure Tour mitzubekommen. Es wird, wie auf der European Tour, auch auf der Staysure Tour mehr über die Grenzen Europas hinausgehen, Turniere werden auch in Russland, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Aber das kenne ich schon, dies ist der Lauf der Dinge.

 

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