Lapsus, Pech – und eine gute Antwort

In seiner sechsten Teilnahme am Swiss Seniors Open in Bad Ragaz ist André Bossert gut gestartet. Mit einer Runde von 68 Schlägen (2 unter Par) brachte sich der 55-jährige Zürcher für die Fortsetzung des mit 320'000 Euro dotierten Turniers in eine günstige Position.

Keinem der 54 Professionals ist am ersten Wettkampftag eine aussergewöhnlich gute Runde gelungen. Der Amerikaner Clark Dennis (Clark ist der Vorname!) ist mit 64 Schlägen der alleinige Leader.

André Bossert, der den Platz auf dem europäischen Senioren-Circuit in der Tour-Qualifikation im Januar hatte zurückerobern müssen, absolvierte resultatmässig zwei sehr unterschiedliche Platzhälften. «Ich kann mich nicht erinnern, wann mir das zum letzten Mal passiert ist», sagte «Bossy». Er sprach damit seinen Lapsus auf dem dritten Green an. Der Ball lag kaum 20 Zentimeter am Loch. Bossert wollte das Par mit einem lässigen – zu lässigen – Tap-in sicherstellen. Der Ball rollte über die Lochkante und blieb diesmal so weit vom Loch liegen, dass Bossert einen unangenehmen Rückputt versenken musste, um wenigstens das Bogey zu retten. Dass er sich über sich und über niemanden sonst ärgerte, versteht sich.

André Bossert

Die Ereignisse am neunten Loch hatten nichts mit Nachlässigkeiten zu tun, sondern nur mit Pech. André Bossert vergriff sich an dem mittellangen, engen Par 3 in der Schlägerwahl. Der Schlag geriet zu lang, der Ball blieb hinter dem Green im Out liegen. Mit dem zweiten Ball schaffte er das Par, auf der Scorekarte wurde jedoch logischerweise eine Fünf für ein Doppelbogey geführt. Zu dem Zeitpunkt lag der Schweizer bei 2 über Par. Auf den zweiten neun Löchern zeigt er tadelloses Golf mit vier Birdies und ohne Schlagverlust.

«Ich fühle mich sehr gut», sagte er hinterher. Er glaubt, dass er den Rückstand auf die persönliche Marschtabelle aufholen kann. Die Marschtabelle gibt ihm eine Runde von 5 unter Par vor. Dreimal 5 ergäbe 15 – und dies ist der Score, der in Bad Ragaz üblicherweise für den Turniersieg ausreicht. Für Bossert wäre es ein Karriere-Highlight, wenn er das Heimturnier erstmals für sich entscheiden könnte. 


 

Für die Veranstalter ist es schön zu sehen und gut zu wissen, dass viele der namhaften Professionals sehr gute Ergebnisse ins Clubhaus gebracht haben. Der Waliser Ian Woosnam, Gewinner des US Masters von 1991, liegt wie der frühere englische Ryder-Cup-Spieler Peter Baker nur zwei Schläge hinter Dennis. Der Schwede Jarmo Sandelin und der Engländer Barry Lane, 1993 Sieger am Omega European Masters in Crans-Montana, folgen mit einem weiteren Schlag Rückstand.

Eine wilde Runde erlebte dagegen Titelverteidiger Jean-François Remésy. Der Franzose begann mit einem Bogey, kämpfte sich zeitweilig auf 2 unter Par und musste sich schliesslich mit einer 71er-Runde begnügen, zu der vor allem ein Doppelbogey am neu gestalteten 11. Loch geführt hatte.

Nach oben