Neues Jahrzehnt, neues Glück

Mit dem Vollenden des 50. Lebensjahrs eröffnet sich Steven Richardson eine Chance, wieder das zu werden, was er zuletzt vor weit mehr als zwanzig Jahren war: ein erfolgreicher Golfprofi. Der renommierte Engländer ist demnach in dieser Woche zum ersten Mal am Swiss Seniors Open in Bad Ragaz zu sehen.

Von 1990 bis 1993, in dem für einen Professional noch geringen Alter von 24 bis 27 Jahren, hatte Steven Richardson alles, was einen wirklich erfolgreichen Golfer ausmacht. Er gewann auf der PGA European Tour drei Turniere, holte zahllose weitere Spitzenklassierungen heraus, gehörte der europäischen 12-Mann-Auswahl am Ryder Cup an und bestritt eine Reihe von Majors. Hierbei war der 6. Platz an der US PGA Championship 1991 - das amerikanische Enfant Terrible John Daly errang dort als Ersatzmann einen unvergesslichen Triumph - sein bestes Ergebnis.

Kaum jemand zweifelte daran, dass Richardsons Karriere noch etliche Jahre im gleichen Stil weitergehen würde.

Es kam jedoch - leider - ganz anders heraus. Schon 1994 glückten Richardson kaum noch gute Resultate, und 1996 verlor er für immer seinen Platz unter den besten hundert Golfern des europäischen Circuits. Er büsste die Tourkarte ein, musste über die Qualifying School neue Anläufe nehmen und schaffte den Aufstieg nur noch im Jahr 2000 - und auch nur für kurze Zeit.


Richardson, der vier Saisons lang mit scheinbar unerschütterlicher Solidität spielte, gehört zu den bekanntesten Golfern, die sich selbst und den Experten Rätsel aufgegeben haben. Andere Beispiele sind:

  • Chip Beck. Der Amerikaner siegte viermal auf der US PGA Tour. Er war einer von sechs Spielern, denen die Rekordrunde von 59 Schlägen gelang. Er verpasste den Sieg an einem Major als dreimaliger Zweiter nur knapp, zuletzt an dem von Bernhard Langer gewonnenen US Masters 1993. Aber auf einmal war Becks Können verschwunden. Er brachte kaum noch eine einzelne brauchbare Runde zustande. In den Saisons 1997 und 1998 verpasste er an 46 aufeinanderfolgenden Turnierstarts den Cut. Er verliess hierauf die US PGA Tour und wurde Versicherungsvertreter. Zu akzeptablem Erfolg fand er erst ab 2006 zurück, als er sich mit 50 Jahren der amerikanischen Seniorentour ("Champions Tour") anschliessen konnte. Vielleicht ist dies ein gutes Omen für Kollege Richardson.

  • Ian Baker-Finch. Der smarte Australier langte am Gipfel des Golfsports an, als er 1991 das British Open gewann. Es dauerte danach nicht lange, bis auch er alle für einen Professional nötigen Fähigkeiten einbüsste. Bei ihm geriet eigenartigerweise das lange Spiel komplett aus den Fugen. In der Auftaktrunde des British Open 1997 in Troon spielte er eine jämmerliche 92. Er gab später zu, er habe in der Garderobe heulen müssen. Nach diesem Destaster hängte er seine Karriere an den Nagel. Später verdiente er sein Geld als gefragter TV-Kommentator.
Nach oben