«Aus Frust habe ich als Paketzusteller gejobbt»

Als erfolgreicher Playing Professional geniesst er heute sein Leben in vollen Zügen und lässt seine Follower auf Social Media daran teilhaben. Bemerkenswert, wie er mit seinen Postings Lebensfreude versprüht. Aus dem Reisebus vom Flughafen in Zürich nach Bad Ragaz postete er in Höhe Walensee mehrere Fotos, damit der neben ihm sitzende und schlafende Philip Archer zumindest auf Bildern sehen kann, was er live verpasst hatte.

Man sucht in den Ergebnislisten der European Tour den Namen David Shacklady vergeblich: David, haben Sie nie auf einer der grossen Touren in Europa gespielt?
David Shacklady: Ehrlich gesagt nein. Ich war niemals auf der Tour. Die einzigen grossen Events, die ich gespielt habe, waren zwei Mal die Open Championship und drei Mal die BMW PGA Championship in Wentworth. Dort konnte ich mich jeweils über Qualifikations-Events in die Turniere spielen. Dazu kamen ganz, ganz wenige Einladungen zu Challenge Tour-Events. Ich habe allerdings bei keinem dieser Turniere den Cut geschafft.

Haben Sie nie versucht, über die Tour School eine Spielberechtigung für die European Tour zu erspielen?
Doch, dreimal! Aber ohne Erfolg. Ich habe mich dann wieder auf die Mini-Touren in England konzentriert.

Was war der Grund dafür, dass Sie es nicht öfter versucht haben?
Ganz einfach: Das Geld. Ich konnte mir die Tour School und das viele Reisen zu den Turnieren nicht leisten. Aber ich habe bei diesen kleinen Events in meiner Heimat – das waren vorrangig Pro-Ams – zumindest ausreichend Geld für meinen Lebensunterhalt verdient. Damals gab es wirklich viele Events auf diesen Mini-Tours. Und auch wenn es mein Traum war, auf die European Tour zu kommen, war das Leben auf der lokalen Profitour für mich okay.

Offensichtlich nicht ganz. Sie hatten scheinbar doch noch mehr vor.
Stimmt. Mit 49 Jahren habe ich mir gedacht: Versuch es doch auf der Legends Tour. Dort gibt es auch eine Tour School; 2017 versucht ich mich dort zu qualifizieren. Zunächst gab es noch eine Vor-Quali, die ich geschafft habe und dann kam der grosse Moment: Es gab nur fünf Tourkarten für mehr als 70 Spieler – und ich habe es auf den fünften Platz geschafft. Auf den geteilten fünften Platz. Im Play-Off habe ich dann leider verloren. Der Traum von der Tourkarte war geplatzt. Ich habe damals aufgehört zu golfen.

Wieso das?
Ich war wirklich frustriert, konnte einfach nicht mehr. Ich habe danach als Paketzusteller gearbeitet, neun Stunden am Tag. Meine Frau hat mich dann wieder aufgerichtet. Sie hat gesagt: «Probier’s doch einfach noch einmal.» Und obwohl ich nicht wirklich wollte, habe ich es nochmals versucht – und im zweiten Anlauf die Tourkarte für die Legends Tour gewonnen. Der Rest ist Geschichte, wie man sagt. 2018 konnte ich bei meinem achten Event auf der Legends Tour in Russland mein erstes Turnier gewinnen.

Jetzt, wo Sie das Leben auf der Legends Tour geniessen können: Was ist für Sie persönlich das Besondere an dieser Tour?
Das Beste? Das ist ganz einfach. Als ich aufgewachsen bin, habe ich alle diese Spieler, mit denen ich jetzt um Turniersiege kämpfe, im Fernsehen bewundert. Ich habe damals keinen Ryder Cup ausgelassen, habe sie bei den Majors verfolgt – und plötzlich gehöre ich dazu! Viele dieser Spieler sind mittlerweile gute Freunde geworden. Das ist einfach unglaublich.

Gutes Stichwort: Wie lange kann man auf der Legends Tour wettkampfmässig mithalten?
Wenn nichts Schlimmes dazwischenkommt, geht das noch eine Zeit. Ich hol’ mir meine Inspiration bei Bernhard Langer. Verstehen Sie mich nicht falsch, Bernhard Langer ist schon eine andere Liga, aber auch schon in seinen 60ern und gewinnt nach wie vor auf der Champions Tour. Es gibt nichts Schöneres, als Woche für Woche zu Golfturnieren zu reisen, sich dort auf das Turnier sauber vorzubereiten und dann in den Turniermodus zu schalten.

Die letzte Frage: Was wäre David Shacklady als Teenager gerne geworden?
(Lacht) Ich habe für mein Leben gerne Darts gespielt, habe mich aber für Golf entschieden. Trotzdem konnte ich ein Bisschen mitmischen bei Darts-Turnieren, wo es um Preisgeld ging. Ich habe schon ein paar Mal 180 geschafft und mich mit guten Dartspieler gematcht, die man aus dem Fernsehen kennt. Mit Mike Smith zum Beispiel, dem amtierenden Vizeweltmeister.

 

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