Der zweite französische Fast-British-Open-Champion

Auf unterschiedlichere Weise hätten zwei Franzosen den Triumph am ältesten Golfturnier der Welt nicht verpassen können. 1999 im schottischen Carnoustie gab Jean van de Velde mit einem unvergesslichen Triple-Bogey einen Vorsprung von drei Schlägen preis. Nach dem Stechen jubelte ein Schotte, Paul Lawrie.

Drei Jahre später, in Muirfield ebenfalls an Schottlands Ostküste, musste sich Thomas Levet keinen Vorwurf machen und auch nicht machen lassen. Er verschenkte keinen Schlag leichtsinnig, er kämpfte sich auf höchstem Niveau in ein Vier-Mann-Stechen, das gemäss Reglement im Strokeplay über vier Löcher führen sollte. Die Australier Steve Elkington und Stuart Appleby schieden nach den vier Löchern aus. Es ging jetzt nur noch um Thomas Levet und Ernie Els. Der renommierte Südafrikaner spielte am 1. Loch der Verlängerung ein Par, das Levet nicht zu kontern wusste.

So nahe wie Van de Velde und Levet war vorher und nachher nie ein Franzose an die höchsten Ehren des Golfsports herangekommen. Die beiden heben sich auch sonst aus dem Feld der zahlreichen französischen Profis ab, denen partout kein grosser Wurf gelingen will: Van de Velde 1999 und Levet 2004 brachten es als einzige Franzosen in die Ryder-Cup-Mannschaft. Während Europa mit Van de Velde in dem dramatischen Match in Brookline bei Boston 13,5:14,5 verlor, wurde der Ryder Cup 2004 in Bloomfield Hills bei Detroit Levets wohl bedeutendster Triumph. Thomas Levet rang Fred Funk im drittletzten Einzel am 18. Loch nieder, und Europa siegte 18,5:9,5.

Wenn es nur «wohl» der bedeutendste Triumph war, muss man es der Tatsache gegenüberstellen, dass der gebürtige Pariser zwischen 1998 und 2011 sechs Turniere der PGA European Tour gewann, zuletzt das Open de France im Golf National de Paris. Was er mit nunmehr 54 Jahren noch zu leisten vermag, werden wir im Juli 2022 in Bad Ragaz sehen.