Stephen Dodd – von Bad Ragaz nach St. Andrews

Im Sommer 2021 feierte der Waliser Stephen Dodd im Sunningdale Golf Club in England seinen bislang grössten Triumph: Als Sieger der Senior Open Championship reihte er sich unter die Major-Champions ein und legte den Grundstein zum Gewinn in der Jahreswertung der Legends Tour. Diese Woche tritt der 55-Jährige beim Swiss Seniors Open an, nächste Woche teet er in St. Andrews bei der 150. British Open auf.

Ob der Gewinner der letztjährigen Order of Merit der Legends Tour diese Woche in Bad Ragaz am Start sein würde, stand lange auf der Kippe. Stephen Dodd hatte nämlich die Qual der Wahl: Seniors Players Championship in Akron (Ohio/USA) auf der PGA Tour Champions oder eben Swiss Seniors Open in Bad Ragaz auf der Legends Tour. Überseereise oder ein Abstecher zum beliebtesten Turnier der europäischen Turnierserie der Ü50-Professionals. Nun, grundsätzlich war für Stephen Dodd klar, dass er in die Schweiz kommen wollte. «Ich habe 2017, 2018 und 2019 schon hier gespielt – allerdings nie mit einem wirklich guten Ergebnis», erzählt er am Donnerstag seinen ProAm-Mitspielern. Dabei liebt er die Schweiz, fühlt sich hier auch golferisch wohl. Seinen ersten Sieg als Professional feierte der Waliser 1991 im Wallis – beim Mémorial Olivier Barras in Crans-sur-Sierre. Daran – und dass er auf der Challenge Tour sowohl in Genf wie auch in Interlaken gespielt hat – erinnert sich Dodd noch bestens. «Die Plätze, die ich in der Schweiz gespielt habe, sind alle wunderschön gelegen.» Auch von Bad Ragaz ist er begeistert: «Ein grossartiger Parcours in Top-Zustand – und das Resort ist schlicht perfekt. Alle Legends Tour Professionals lieben es, hierher zu kommen.» Viele von ihnen posten das auch eifrig in den Sozialen Medien. Nicht so Stephen Dodd: «Ich habe weder eine E-Mail-Adresse noch einen Social Media Account. Ich bin alte Schule, mag es am Tisch zu sitzen und mit meinem Gegenüber zu plaudern, statt auf einen winzigen Bildschirm zu starren.»

Bleibt die Frage, warum er so lange gezögert und erst zehn Tage vor Turnierstart definitiv entschieden hat, beim Swiss Seniors Open 2022 aufzuteen. Die Frage wird im Tischgespräch am Donnerstagmittag geklärt: «Ich habe mich durch die Qualifikationsturniere zur 150. Open Championship gekämpft und und für nächste Woche einen Startplatz in St. Andrews ergattert», erklärt er. Bei der Open aufzuteen, zumal im Home of Golf – und dies auch noch am 56. Geburtstag (Dodd wurde am 15. Juli 1966 geboren) –, das ist der Traum eines jeden Golfspielers. Doch Stephen Dodd hat Angst, dass dieser Traum aufgrund eines winzigen Virus platzen könnte. «Covid ist leider noch immer ein Thema. Ich spreche aus Erfahrung, hatte mir den Virus bereits mehrfach eingefangen und will jetzt nichts riskieren – ich möchte nächste Woche nicht mit Grippe im Bett liegen, sondern die Open spielen», sagt der Legends-Tour-Triumphator des letzten Jahres.

Also habe er letzte Woche Ralph Polligkeit angerufen und ihm gesagt, dass er liebend gerne nach Bad Ragaz kommen und selbstverständlich auch ein klassisches ProAm mitspielen würde, sich aber beim Dinner nicht der Gefahr aussetzen wolle, das Virus nochmals zu erwischen. In Bad Ragaz hat man Verständnis. Stephen Dodd zeigt sich während des ProAms auf dem Platz als äusserst sympathischer und zugänglicher Mensch, interessiert an seinen Mitspielern, hilfsbereit und immer wieder einen guten Spruch auf den Lippen. Schöner kann ein ProAm für die Amateure nicht laufen.

Dodd dagegen war mit seiner Runde vom Donnerstag nicht ganz zufrieden. Die Drives schlug er zwar lang, doch die Schläge ins Grün waren nicht präzise genug. Folglich zog sich der Waliser nach dem Mittagessen auf die Driving Range zurück – es wartete einiges an Arbeit. Als Gewinner der John Jacobs Trophy 2021 hat er doch gewisse Ansprüche und Erwartungen an sein Spiel. Zumal ihn die Amateure am Donnerstag auch auf seinen ersten Sieg auf der Challenge Tour angesprochen haben: Den feierte Dodd 1992 bei der Bank Austria Open in Donnerskirchen, auf dem Links Course am Neusiedlersee. Runner-up war damals ein gewisser Gordon Manson – Swiss Seniors Open-Sieger 2015. Wenn das kein gutes Omen ist.

Sollte das besagte Challenge-Tour-Event im Burgenland tatsächlich ein Gradmesser dafür sein, dass ein Spieler Jahre später auf der Legends Tour in Bad Ragaz ebenfalls reüssiert – 1994 gewann ein gewisser Michael Campbell aus Neuseeland in Österreich. Diese Woche teet «Cambo» erstmals beim Swiss Seniors Open auf.

 

 

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