Argentinischer Leader: Gustavo Acosta führt beim Swiss Seniors Open

Führungswechsel am «Moving Day» des Swiss Seniors Open. Der Argentinier Gustavo Acosta schiebt sich mit einer 62er-Runde an die Spitze. Der 52-Jährige bleibt in den ersten beiden Runden fehlerfrei und führt mit 13 unter Par einen Schlag vor dem Brasilianer Adilson da Silva, zwei weitere Schläge zurück folgt der Deutsche Thomas Gögele. Titelverteidiger James Kingston liegt fünf Schläge hinter Acosta auf Rang 6, Turnierbotschafter André Bossert weist als Zwölfter neun Schläge Rückstand auf.

Gustavo Acosta, ein im europäischen Profigolf nahezu unbekannter 52-jähriger Argentinier, führt das 60-köpfige Feld des 25. Swiss Seniors Open vor der dritten und letzten Runde vom Sonntag an. Acosta, der bislang als Profi auf keinem Circuit ein Turnier gewinnen konnte, glänzte auf dem Par-70-Kurs in Bad Ragaz mit bogeyfreien Runden von 65 und 62 Schlägen. Mit der 62 am «Moving Day» verpasste er den Platzrekord nur um einen Schlag.

Vor der Schlussrunde liegt der Brasilianer Adilson da Silva – im vergangenen Jahr «Rookie of the Year» der Legends Tour – nur einen Schlag hinter Acosta zurück. Im vierten Zwischenrang mit vier Schlägen sind zwei namhafte frühere Ryder-Cup-Spieler klassiert: der Schwede Jarmo Sandelin und der sich in ausgezeichneter Form befindliche Engländer Peter Baker, der vor zwei Wochen ein Turnier der Ü50-Professionals in Irland haushoch gewann.

Gögeles «Achterbahnfahrt»
Der Führende nach der ersten Runde, Thomas Gögele, erlebte am Samstag auf dem Platz eine regelrechte «Achterbahnfahrt». «Heute war alles dabei, von Pech im höchsten Masse bis zu grosser Freude», sagte der 52-Jährige nach der Runde. «Ich bin mit einem Bogey sehr schlecht gestartet, auf der 4 lag mein Ball so knapp im Bunker, dass ich froh war, ihn überhaupt spielen und ein Par retten zu können. Dann das Doppelbogey eine Bahn später. Es lief am Anfang wirklich nicht. Aber ich bin geduldig geblieben und habe mich zurückgekämpft.» Und wie: Mit Birdies an den Bahnen 8, 11, 12, 13. An der 14 dann ein «Steckschuss» in die Bunkerwand und mirakulös das Bogey gerettet, diese aber mit einem weiteren Birdie an der 15 «kompensiert». Auf der 16 dann wie am Vortag ein Eagle. «Ich mag dieses Par 5, man muss es strategisch spielen, kann aber angreifen. Am Freitag habe ich Eisen 2 abgeschlagen und ein Eisen 4 ins Grün gespielt, heute habe ich das umgedreht – das funktioniert fast noch besser.» Abgeschlossen hat Gögele diese sehr bewegte Runde allerdings mit einem Bogey – Drei-Putt auf der 18. Damit macht er es für Sonntag spannend.

Turnierbotschafter Bossert steigert sich
Nach der 69er-Runde zum Auftakt steigerte sich Turnierbotschafter André Bossert am Samstag auf 67 Schläge. Es hätte noch weit besser laufen können. «Bossy» resümiert: «Mein langes Spiel war sehr, sehr gut.» Tatsächlich traf er 17 der 18 Greens «in Regulation». Lediglich auf der 15 verpasste er das Grün – und dort auf unglückliche Weise. «Ich entschied mich beim zweiten Schlag für ein nicht ganz voll geschlagenes Gab-Wedge. Der Schlag glückte mir so, wie ich wollte, aber der Ball flog zu weit.» Von hinten ist dieses nach vorn geneigte Green heikel anzuspielen. Nach dem Chip musste der Schweizer ein Bogey hinnehmen und verpasste danach auf der 16 einen gut machbaren Birdie-Putt. «Auch zuvor auf der Runde war mein Putting nicht gut genug. Sonst hätte ich ein besseres Resultat herausgespielt.»

In den sieben Turnieren in Bad Ragaz, an denen er seit 2014 teilnahm, erreichte, André Bossert als beste Klassierung den 8. Platz – 2015 und 2018. Eine neue Bestleistung liegt für den Zürcher an diesem Wochenende in Reichweite. Zum 7. Platz, den derzeit der renommierte Schwede Patrik Sjöland einnimmt, fehlen ihm vor der Schlussrunde vom Sonntag drei Schläge.

Heimsieg beim Alliance-ProAm
Die ersten beiden Runden des Swiss Seniors Open werden als Alliance-ProAm gepspielt. Dabei bilden jeweils ein Tour Professional und ein Amateur ein Team und kämpfen im Four-Ball-Format um die Team-Wertung, in der es «nur» um Ehre und Klassierung, nicht aber um Preisgeld geht. Gleichzeitig zählt der Score des Professionals für die Strokeplay-Wertung des über 54 Löcher führenden Swiss Seniors Open – bei dem der Sieger 37‘000 Euro Preisgeld einstreicht.
Die Siegerehrung dieses Team-Bewerbs fand am Samstagabend im Rahmen der Players Party statt. Gustavo Acosta durfte dort zusammen mit «seinem» Amateur, dem Bad Ragazer Marco Caligari, den ersten Preis in Empfang nehmen.
Im Amateur-Feld des Alliance-ProAms von Bad Ragaz spielten dieses Jahr auch vier U16-Kaderspielerinnen und sechs U16-Kaderspieler von Swiss Golf sowie je zwei Girls und Boys aus den U14-Kadern. Der Golfverband Liechtenstein hatte zwei Damen und drei Herren aus dem Nationalkader für dieses Turnier gemeldet. Für die ambitionierten Amateurinnen und Amateure aus den beiden Verbänden eine einmalige Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Am Samstagabend gab’s strahlende Gesichter – und begeisterte Kommentare.

Mathieu Henger (GC Zürichsee): «Man hat bei Philip Archer gemerkt, dass er Engländer ist. Sein Spiel im Wind war unglaublich konstant und beeindruckend.»
Hayden Finn Lockyer (GC Bubikon): «Ich habe zuvor noch nie in Bad Ragaz gespielt, die Aussicht auf die Berge und die Qualität der Greens sind toll. Im Alliance-ProAm beeindruckte mich die Ruhe, welche ‚mein‘ Pro Chris Hanell auch bei schlechteren Schlägen bewahrte und wie er sich für das nächste Loch komplett neu sammelte.»
Elias Schreiber (GC Bad Ragaz/GVL): «Von diesen beiden Alliance-Runden nehme ich definitv mit, wie ruhig die Pros auf der Runde sind. Bei ihnen schiesst das Adrenalin nie in die Höhe – nicht so, wie das bei uns Amateuren ab und an passiert. Vor Zuschauern zu spielen ist nicht immer einfach. Und noch etwas habe ich gelernt: Wenn man den Pros zuschaut, wie cool sie bleiben und wieviel Zeit sie sich für ihren Schlag lassen, muss ich sagen, dass ich das eigentlich auch etwas mehr machen sollte. Ich plädiere hier nicht für ‚Slowplay‘, ich habe bei den Pros vielmehr gelernt, dass man zügig marschieren soll und wenn man an der Reihe ist, sollte man den Fokus auf den Schlag richten – dann läufts.»

Die Finalrunde des mit 250‘000 Euro dotierten und zur Legends Tour zählenden Swiss Seniors Open startet am Sonntag, 9. Juli, um 7.40 Uhr. Der Leaderflight geht um 11 Uhr auf die Runde.

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